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„Dein Wille geschehe“.

Am 15. September 2001 haben wir unsere liebe und einzige Tochter Sabine in einem Verkehrsunfall verloren. Die Mitteilung dieser Nachricht war so brutal und unerwartet daß wir meinten den Verstand zu verlieren. Nach der Besichtigung des Leichnams in der Leichenhalle wurde uns gewahr daß das Unglaubliche Wirklichkeit ist. Dann sind Fragen hochgekommen in alle Richtungen.

            Warum sie?... Warum wir?... was hat sie getan?... Wie konnte das passieren?... Hätte Gott das nicht verhindern können?... 5 Sekunden vorher oder 5 Sekunden nachher wäre das nicht passiert, demnach hatte doch Gott so viele Möglichkeiten das zu verhindern. Warum hat Er das nicht?... Kurz, absolutes Unverständnis... und doch, der innere tiefe Wunsch zu verstehen. Und dann... ein Gedanke durchdringt meinen Geist: „ Dein Wille geschehe...“

            Neue Fragen: War das Gottes Wille?... Was hätte wohl der Grund sein können daß Gott uns weh tut?... Gäbe es einen einzigen Grund?

            Als ich mich an diesem ersten Abend zu Ruhe legte, betete ich: „Vater, Du weißt daß ich mich immer deinem Willen unterworfen habe. Ich habe es in allen meinen Gebeten zum Ausdruck gebracht. Heute möchte ich daran nichts ändern, aber ich habe ganz einfach Schwierigkeiten anzunehmen daß das Dein Wille ist. Ich verstehe es nicht, erleuchte meinen Geist“. Danach bin ich eingeschlafen. Eine kurze und unruhige Nach. Die Antworten auf all diese Fragen ließen auf sich warten.

            Erst als mein Geist sich beruhigt hatte, ist mein Gebet wieder Zwiegespräch geworden. Die Antworten kamen nun immer öfter.

            Da kam mir plötzlich Hiob in den Sinn: „ Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hiob 1, 21b)... und das nachdem man ihm die Botschaft überbracht hatte daß er all sein Hab und Gut und alle seine Kinder auf einen Schlag verloren hatte. Obendrein wurde er mit bösen Schwären geschlagen von der Fußsohle bis zum Scheitel, so daß er sich mit einer Scherbe kratzen mußte und saß in der Asche. Dann kam der „Gnadenstoß“ seiner Frau: „Sage Gott ab und stirb!“. Hiob erwiderte: „Du redest wie die närrischen Weiber reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten wir das Böse nicht auch nehmen?“. (Hiob 2, 10)

            Ich hatte also schon einen Anfang der Antwort: „Solches passiert nicht nur Anderen“. Die Ereignisse in New York am 11. September haben tausende Familien in die gleiche Lage versetzt. Paulus schrieb an die Römer (8, 28): „ Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind“.  Schwacher Trost?... Mein Schmerz ist doch so heftig!... Um was geht es eigentlich?... Liebt mich Gott? Ja, natürlich! ... Liebe ich Ihn auch? (Zögerung)... Ja, aber... nicht diesen Gott der mir alles nimmt, das schönste was ich hatte ?... Es gibt nur einen Gott, den der mich liebt und es Wert ist daß ich Ihn auch liebe. Ja ! ich liebe Ihn! Er macht keine Fehler, Er kann keine machen. Nur ich verstehe Ihn nicht. Aber eigentlich... muß man alles verstehen? Kann man Gott mit dem Verstand erfassen? Wozu wäre dann eigentlich der Glauben da wenn wir die Möglichkeit des Verstehens hätten? Warum so viele Fragen stellen? Gott weiß warum. Genügt uns das nicht? Von unserem Sichtpunkt aus, schätzen wir Gott befugt Gründe zu haben ein besseres Handeln zu wählen als wir nur erdenken könnten? Vertrauen wir Ihm doch, Er weiß was Er tut.

            Als nun der Tag der letzten Ehre herankam, habe ich die Zeitungsannonce aufgesetzt die in der Regionalzeitung erscheinen sollte. Zu oberst habe ich geschrieben: „ Du warst unser Sonnenschein, eine große schwarze Wolke hat dich versteckt, aber wir wissen daß dein Licht weiter scheint und daß der Tag kommen wird wo du uns in deinem ganzen Glanze empfangen wirst in einer besseren Welt. Auf wieder sehen Sabine!“ ... und weiter unten... „Durch ein Wunder hat dich Gott uns gegeben. Durch einen Unfall hat Er dich aus den Widerwärtigkeiten dieser Welt genommen. Wir hatten die Gnade dich fast 30 Jahre in unserer Nähe haben zu dürfen. Gott sei gelobt für dieses wunderbare Geschenk“.

            Es ist wirklich ein Wunder wenn, nach 13 Jahren Ehe, durch das Gebet eines Apostels das was klinisch unmöglich schien, möglich wird. Ein Geschenk Gottes. Reichlich spät hat Er es uns gegeben ohne jedoch zu verdeutlichen für wie lange. Es waren wir, die in unserer Illusion, geglaubt haben daß es für immer sei. Unsere falschen Erwartungen sind, wie oft, der Ursprung unserer Enttäuschungen. Wenn wir aber heute zurück schauen, dürfen wir sehen daß dieses Geschenk Gottes uns viel Freude gegeben hat. Im Christlich-Apostolischen Glauben erzogen, hat sie in ihrer frühen Kindheit Gott kennen gelernt und Freude daran gefunden Ihm zu dienen. Jung hat sie sich geübt eher zu geben als zu nehmen. Sie hat Musik gelernt und hat Gott als Organist in der Kirche gedient. Mit ihrem freudigen Temperament wußte sie manche gebrochene Seele zu neuem Geschmack am Leben zu ermuntern. Sie hatte die Lehre Jesu, für andere da zu sein ohne Maß und Berechnung, recht verstanden. Leider war ihr Leben nicht nur mit Erfolg gekrönt.

            Ihre Ehe ist gescheitert, ihr Mann hat sie verlassen, sie hat im Versteck gelitten. Niemanden sollte mitleiden müssen Ihretwegen. Sie wollte eher zum Dienste anderer leben. Um der Wirklichkeit zu entfliehen suchte sie Zerstreuung in einem größeren Freundeskreis, der leider nicht nur gute Absichten hatte. Kein bestimmter Grund, aber eine Art Intuition, hat uns vermuten lassen daß sie in Gefahr sei. Das hat uns beunruhigt und getrieben Gott zu bitten sie in Seinen Händen zu behalten. Wenn unser himmlischer Vater dieses Gebet auf diese Art erhört hat, hat Er die beste Wahl getroffen. Daran gibt es keinen Zweifel. Er will nur unser Bestes, und in Diesem Falle das Beste unserer Tochter. Und auch für uns?... wenn auch wir das Gute für unsere Tochter wollen, dann hat Er auch für uns das „Beste“ getan.

            Wir haben die Genugtuung zurück schauen zu dürfen und zu sehen daß Sabine mehr gute Erinnerungen hinterlassen hat in 30 Jahren als mancher andere in 80 oder 90. Mehr als 130 Beileidsgrüße bestätigen ihre Beliebtheit. Sie war zwar keine Heilige, aber sie konnte ein lebendiges Zeugnis der Liebe Jesu sein.

            Wir brauchen also nicht über unsere Tochter zu weinen. Wenn wir aber doch weinen ist das nicht eher dem Kinde gleich dem man sein Spielzeug genommen hat?... Böser Gott?... Nein! Lernen wir doch endlich Ihm zu vertrauen. Er will unser Wohl. Er ist ein guter Gott! Er ist Liebe. Wenn Er einerseits uns irgendeine Last auflegt, wird Er andererseits gewiss die Kraft geben sie zu tragen. Nur mit Ihm sind wir stark.

            Als ich, am Sonntag nach dem Bestattungsgottesdienst, alleine in der Gemeinde Schiltigheim den Gottesdienst halten sollte, fühlte ich mich so schwach, so klein, so „Zwerg“... daß ich vor dem Eintreten ins Lokal gebetet habe: „Vater, Du weißt wie schwach ich bin, Du weißt was in mir vorgeht, hilf mir... sprich Du heute denn mir ist die Stimme verschlagen, ich setze mein ganzes Vertrauen auf Dich. Amen“.

            In diesem Moment hat Er mich an das Volk Israel erinnert wo es vor dem Jordan stand, das verheißene Land am andern Ufer, und Josua ihm sagte: „Wenn dann die Fußsohlen der Priester, die des Herrn Lade... tragen, in des Jordans Wasser sich lassen, so wird sich das Wasser, das von oben herabfließt im Jordan, abreißen, daß es auf einem Haufen stehen bleibe“. (Josua 3, 13)

            Nun wußte ich daß ich nur die Füße hinein setzen muß und der Herr wird das Andere tun. An diesem Tage war ich in einem Eifer mitgerissen wie nie zuvor. Ich wurde selbst durch die Worte die mich Gott aussprechen ließ gestärkt.

            Ist Er nicht wunderbar dieser Gott? Es liegt also nur an uns daß „Sein Wille geschehe“. Das ist also das was ich heute empfinde, genau einen Monat nach der feierlichen Bestattung unserer lieben und unvergesslichen Tochter.

                             René Buschendorf - Gemeinde Schiltigheim

 


Autor   René Buschendorf    Erscheinungsdatum:  10/26/2005 4:08 PM
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